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Notvorrat & Ernährung in der Katastrophenvorsorge – Wenn Vorräte wirklich für alle da sein sollen

Leuchtende Glühbirne, darin ein schöner Schlüssel – Symbolbild für Wissen, Zugang & Klarheit in Vorbereitung und Resilienz Wissen ist der Schlüssel – und manchmal genügt ein Licht, das uns nicht blendet, sondern Wege zeigt.


Zunächst möchte ich meine Wertschätzung darüber ausdrücken, dass es online diverse Katastrophenvorsorge-Pakete zu bestellen gibt.  Diese Bemühungen tragen natürlich auch dazu bei, dass Menschen in schwierigen Zeiten gut versorgt sein könnten. 

Vielen herzlichen Dank!

Durchbrochenes Holzherz mit Silbergabel und schön gerollter Pasta, verziert mit Lavendel Kräutern Symbolbild Vorrat & Fürsorge Wer für morgen vorsorgt, darf heute schon mit Achtsamkeit würzen – Vorräte dürfen schön sein. Und voller Herz.


Standardisierte Notvorrats-Pakete sind hilfreich – doch in Krisen zählt mehr als Kalorien: Allergien, Verträglichkeit, psychische Belastung und Wasserknappheit erfordern sanfte, durchdachte Mahlzeiten. Katastrophenvorsorge beginnt bei echter Inklusion – auch auf dem Teller.

Die Möglichkeit, online Katastrophenvorräte zu bestellen, ist ein Gewinn. Sie zeugt von Weitsicht, Organisation und dem Wunsch, Menschen in Krisenzeiten gut zu versorgen. Doch: Wenn Strom und Wasser langfristig ausfallen, beginnt eine neue Ebene der Herausforderung und die liegt im Detail.

Problemfelder in aktuellen Vorrats-Paketen

Tabelle mit Herausforderungen wie Allergene, Verdauung, Wasserbedarf & Long Covid – im Kontext von Notfallverpflegung Krisenverpflegung mit Verantwortung


Konkrete Gerichte im kritischen Blick (Auszüge)

Tabelle mit klassischen Notfallgerichten wie Gyros, Currywurst & Porridge – bewertet nach Verträglichkeit & Belastungspotenzial Krisenverpflegung mit Verantwortung

Reizdarm & Notfallverpflegung – Wenn der Bauch mitentscheidet

Reizdarm-Betroffene brauchen mehr als Kalorien: Notfallpakete sollten FODMAP-arm, reizlindernd und individuell verträglich sein – denn in der Krise zählt jedes Gramm Ruhe im Bauch.

Warum Reizdarm in der Krisenplanung mitgedacht werden muss

  • Reizdarmsyndrom (RDS) betrifft bis zu 15–20 % der Bevölkerung
  • Symptome wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Bauchkrämpfe können durch Stress, ungewohnte Ernährung und fehlende Rückzugsmöglichkeiten verstärkt werden
  • In Krisensituationen (z. B. Blackout, Evakuierung, Isolation) fehlt oft die Möglichkeit zur individuellen Anpassung – das kann zu massiven Beschwerden führen

Was Reizdarm-Betroffene in Notfallpaketen brauchen

  • FODMAP-arm: Verzicht auf fermentierbare Zucker (z. B. Fruktose, Laktose, Sorbit, Inulin)
  • Ballaststoff-moduliert: keine groben Fasern, sondern zarte Haferflocken, gekochte Möhren, Kartoffeln
  • Schonende Zubereitung: gedämpft, gekocht, püriert – auch kalt genießbar
  • Verzicht auf Zusatzstoffe: keine Emulgatoren, Konservierungsmittel, künstliche Aromen
  • Milde Würzung kein Chili, Knoblauch, Zwiebelgranulat 
  • Verträgliche Kohlenhydrate z. B. weißer Reis, Hirse 

Vorschläge für eine inklusive Katastrophenverpflegung

  • Low-Allergen-Pakete: frei von häufigen Allergenen (Gluten, Milch, Soja, Senf, Ei, Sellerie etc.)
  • Sanft gewürzte Kost: Reissuppen, Hirsegerichte, Möhrenpüree, gedämpftes Gemüse
  • Verschiedene Modulpakete je nach gesundheitlicher Voraussetzung (z. B. Magenfreundlich, Low-FODMAP, hypoallergen)
  • Anreicherung mit Elektrolyten & Mikronährstoffen, abgestimmt auf den Stressstoffwechsel
  • Reduzierter Wasserbedarf bei Zubereitung (z. B. durch vorgegarte, energiedichte Basisgerichte)

Was Anbieter von Notfallvorräten zusätzlich bedenken sollten

Individuelle Haushaltskontexte

  • Pflegebedürftige Personen: Bedarf an pürierbarer Kost, Trinknahrung, Inkontinenzmaterial
  • Kinder & Säuglinge: kindgerechte Nahrung, Windeln, Fläschchenzubehör, hypoallergene Produkte
  • Haustiere: Futter, Wasser, Medikamente – oft vergessen, aber emotional zentral

Medikamentenverträglichkeit & Diätetik

  • Lebensmittel-Wechselwirkungen mit z. B. Blutdrucksenkern, Antidepressiva, Schilddrüsenmedikation
  • Spezialkostformen: z. B. histaminarm, FODMAP-arm, ketogen, vegan – oft nicht abgedeckt

Zubereitung & Energiebedarf

  • Zubereitung ohne Strom: Sind die Speisen auch kalt genießbar? Brauchen sie viel Wasser oder Brennstoff?
  • Kochhilfen: Gaskocher, Brennpaste, Streichhölzer – oft nicht im Paket enthalten
  • Verpackung & Portionierung: Können auch geschwächte Personen die Verpackung öffnen? Gibt es Einzelportionen?

Hygiene & psychische Stabilität

  • Toilettenlösungen: Biotoilette, Ersatzbeutel, Desinfektion – besonders bei Durchfall oder Menstruation wichtig
  • Geruchsarme Speisen: In engen Räumen mit vielen Menschen kann Geruch belastend wirken
  • Beruhigende Lebensmittel: z. B. Kamillentee, Haferschleim, milde Brühen – für Körper & Seele

Nachhaltigkeit & Rotation

  • Lebendiger Vorrat statt Einmalpaket: Integration in den Alltag, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden
  • Verfallsdaten-Management: Anbieter könnten Reminder-Services oder Austauschoptionen anbieten

Transparente Deklaration & Beratung

  • Volle Zutatenlisten & Allergenkennzeichnung auf der Website
  • Beratungstools: z. B. Filter für Allergien, Diäten, Wasserbedarf, Zubereitungsart
  • Zielgruppenpakete: z. B. „Long Covid“, „Senior:innen“, „Kinder“, „Pflegehaushalt“


Flüssigkeitshaushalt in der Krisenernährung

In vielen Krisenvorsorge-Paketen finden sich ballaststoffreiche, salzhaltige oder stark gewürzte Mahlzeiten – oft aus gutem Grund, denn diese Zutaten sind haltbar, sättigend und kalorienreich. Doch genau diese Zusammensetzung kann in Extremsituationen zu einem erhöhten Durstgefühl führen, was im Alltag kaum ins Gewicht fällt, in einer echten Notlage jedoch gravierend sein kann.

Gerade wenn die Trinkwasserverfügbarkeit eingeschränkt oder unsicher ist – z. B. bei einem längeren Stromausfall, beschädigten Wasserleitungen oder limitierten Vorräten – kann dieser Effekt die körperliche Belastung deutlich erhöhen. Der Organismus fordert mehr Flüssigkeit, die aber nicht oder nur schwer zugänglich ist.

Deshalb gilt: Krisenkost sollte so konzipiert sein, dass sie den Flüssigkeitsbedarf nicht zusätzlich hochtreibt. Sanfte Gerichte mit moderatem Salzgehalt, leicht verdaulichen Zutaten und beruhigenden Gewürzen (z. B. Fenchel, Kümmel, Zitronenmelisse) tragen dazu bei, den Kreislauf stabil zu halten und den Wasserhaushalt nicht unnötig zu belasten.

Verdauung & Würde in der Krise

Gerade in psychisch belasteten Situationen wie Blackouts wird die Beziehung zum eigenen Körper fragil. Die Kombination aus Unruhe, Isolation, eingeschränkter Hygiene (→ Biotoilette) und ungewohnter Ernährung kann zur Herausforderung werden. Ein gutes Vorsorgepaket schenkt nicht nur Kalorien – sondern auch Ruhe, Stabilität und Vertrauen.

Notvorräte für alle heißt: verträglich, würdevoll, klug. Ernährung darf nicht zur weiteren Belastung werden – sondern zur stillen Stütze in lauten Zeiten.

Wechselwirkungen mit Eisenpräparaten & Zusatzbelastung durch bestimmte Inhaltsstoffe

Viele Betroffene mit chronischer Erschöpfung, Long Covid oder Blutarmut nehmen regelmäßig Eisenpräparate ein. Doch in Notfallpaketen finden sich häufig Inhaltsstoffe wie Soja, Weizenkleie, Eier (Phosphat) oder phytatreiche Komponenten, die die Eisenaufnahme hemmen können. In einer Krisensituation, in der der Organismus ohnehin belastet ist, kann das zu einem zusätzlichen Gesundheitsrisiko führen.

Wenn jedes Molekül zählt – Mikronährstoffaufnahme in der Krise

  • Eisenpräparate brauchen Freiheit: Phytinsäure (z. B. in Kleie), Calcium (Milch), Sojaeiweiß & Phosphate (Eier, Cola, Backwaren) können die Wirkung massiv hemmen
  • Tipp: einfache Kohlenhydrate (z. B. gekochter Reis, Kartoffeln, Zwieback) mit wenig Ballaststoffen fördern eine bessere Eisenaufnahme und schonen den Magen
  • Vitamin-C-haltige Notfall-Beigaben (z. B. Trockenobst wie Acerola oder kleine Ascorbinsäure-Vorratssachets) könnten in Zukunft zur Optimierung beitragen



Bitte berücksichtigen Sie bei der Planung von Katastrophenvorsorgepaketen auch verstärkt Allergien und Unverträglichkeiten – damit in der Krise wirklich alle sicher und verträglich versorgt werden können. Vielen herzlichen Dank für Ihr vorausschauendes Handeln. 


Literaturverzeichnis – Notfallverpflegung & Gesundheit in der Krisenvorsorge

Lebensmittel-Allergene & Unverträglichkeiten

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): „Lebensmittelunverträglichkeiten & Allergenmanagement“. DGEwissen 3/2021, S. 46–49. https://www.dge.de/.
  2. Verbraucherzentrale NRW: „Kennzeichnung von Allergenen und Zusatzstoffen“. https://www.verbraucherzentrale.nrw/verbraucherzentrale/kennzeichnung-von-allergenen-und-zusatzstoffen-94938.

MeinMed.at: „Die 14 häufigsten Allergene im Überblick“ https://www.meinmed.at/.

Ernährung bei Long Covid & ME/CFS

  1. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA): „Versorgungsempfehlungen für Long Covid und ME/CFS“. https://www.g-ba.de/themen/long-covid/.
  2. Deutsche Gesellschaft für ME/CFS: „Richtlinie zur Versorgung mit Fokus auf Ernährung & Belastungstoleranz“.  https://www.mecfs.de/richtlinie-des-g-ba-zu-long-covid/.
  3. Long Covid Plattform: „Symptomatische Ernährung & Pacing bei Erschöpfungssyndromen“. https://www.long-covid-plattform.de/me-cfs.

Flüssigkeitshaushalt & Krisenernährung

  1. DVGW – Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.: „Krisenmanagement in der Wasserversorgung“. https://www.dvgw.de/themen/wasser/organisation-und-management/krisenmanagement/.
  2. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): „DIN-Normen & Standards zur Resilienz kritischer Infrastrukturen“. BSMAG 1/2022. https://www.bbk.bund.de.

Ernährung und Mikronährstoffaufnahme bei Eisenmangel

  1. Swiss Nutrition Expert Group: „Ernährungsinteraktionen mit Eisenpräparaten“.  https://www.sge-ssn.ch.
  2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): „Eisenaufnahme & hemmende Substanzen in Lebensmitteln“. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/.



Dieser Beitrag wurde verfasst von Birgit Bortoluzzi, kreative Gründerin der „Universität der Hoffnung“ – einer unabhängigen Wissensplattform mit dem Ziel: Resilienz, Bildung und Mitgefühl in einer komplexen Welt sicht- und hörbar zu machen.